Was ist ein „Leitbild“?
Ein Leitbild ist ein verschriftlichtes Selbstverständnis eines Jugendverbandes, das klare Ziele im jeweiligen Themenbereich formuliert. Es gibt jugendverbandsintern vor allem Orientierung zum Handeln und macht jugendverbandsextern deutlich, wofür der Jugendverband steht.

Vorwort
In der Diözese Rottenburg-Stuttgart gibt es ca. 30.000 Ministrant*innen. Das bedeutet 30.000 unterschiedliche Persönlichkeiten, die in unserer bunten Gemeinschaft einen Platz gefunden haben. Es ist uns wichtig, diese Vielfalt so gut wir können zu unterstützen, damit alle die Möglichkeiten haben sich bei uns einzubringen und die eigene Persönlichkeit bestmöglich entfalten können.

Einfach so. Wie er*sie ist.
Vielfalt bedeutet für uns nicht nur, dass es keine Rolle spielt ob jemand männlich, weiblich, oder divers ist, sondern auch dass wir Geschlecht als etwas Wandelbares sehen, das nicht zwingend eine Norm erfüllen muss.
Was ist Gender? Im Englischen unterscheidet man zwischen „Sex“ und „Gender“. „Sex“ steht für das biologische Geschlecht einer Person, „Gender“ für das gesellschaftliche Geschlecht. Biologisches und gesellschaftliches Geschlecht sind dabei unabhängig voneinander. Beispielsweise kann sich also eine „biologisch männliche“ Person als „gesellschaftlich weibliche“ Person identifizieren.
Damit sich in unserer Gemeinschaft jede Person willkommen fühlt, haben wir dieses Leitbild formuliert.

Konkret bedeutet das für uns…

…wir heißen jede*n bei uns willkommen:
Über die Zweigeschlechtlichkeit hinweg sind bei uns alle willkommen, die sich zum Dienst am Altar berufen fühlen. Jede Person hat die Freiheit, Aufgaben zu übernehmen, die er*sie sich wünscht, und niemand wird gezwungen, sich zu verändern oder anzupassen. Das bedeutet, dass im Rahmen unserer Ministrant*innenarbeit niemand benachteiligt wird und dass die Äußerung des geschlechtlichen Selbstverständnisses eines*einer jeden wertungsfrei hingenommen wird. Wir möchten einen freien Raum zur Entfaltung für ALLE schaffen.

…wir leben Vielfalt:
Alle Menschen, die im Rahmen ihres Ministrant*innendienstes eine Aufgabe übernehmen, tragen etwas zu unserer Vielfalt bei. Mehr Persönlichkeiten bedeuten mehr Möglichkeiten, da jede*r Ministrant*in eigene Erfahrungen, Einstellungen und Fähigkeiten mitbringt und wir uns so gegenseitig unterstützen und füreinander da sein können. Uns ist Vielfalt wichtig, damit wir alle (durch Vielfalt) mehr erleben können. Dies wollen wir nach Möglichkeit in Wort, Bild und Schrift leben, zeigen und äußern.

…wir befreien uns von geschlechterbezogenen Denkmustern:
Wir erleben tagtäglich eine Flut an Vorurteilen, die uns bestimmte Verhaltensmuster zuschreiben wollen. Es wird suggeriert, dass wir aufgrund unseres Geschlechts bestimmte Vorlieben haben (müssen). Das wird uns so oft als “normal” vorgehalten, bis wir dieses Verhalten annehmen, oder das Gefühl haben anders zu sein. Wir möchten uns von diesem Schema lösen, damit jede Person die Möglichkeit hat die eigene Identität auszuleben. Das bedeutet für uns, dass wir Wert darauf legen, unsere Angebote offen zu gestalten, und diese nicht an einzelne Geschlechter (geschlechtstypisch) zu adressieren.

…wir wollen Gleichberechtigung in unserer Gemeinschaft:
Es gibt Unterschiede zwischen den verschiedenen Geschlechtern, aber keine die einen Ausschluss aus unseren Ämtern rechtfertigen.
Jede*r hat unabhängig des Geschlechts den gleichen Zugang zu allen Ämtern der Ministrant*innen.

…wir glauben:
Wir Menschen sind vor Gott alle gleich:
„Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28)
An diese Botschaft glauben wir und wollen auch unser Leben danach ausrichten. Deshalb wollen wir, dass jede*r bei uns willkommen ist und unabhängig des Geschlechts als unendlich geliebtes Kind Gottes angesehen wird. Eine jede Person wurde so geschaffen, wie Gott es wollte und diese Freiheit eines gottgegebenen eigenen Willens, können wir niemandem nehmen.